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Semmler sprintet voraus

Bobsport Der Ilsenburger Pilot überzeugt im ersten Test und bastelt am Sachsen-Anhalt-Team

Nico Semmler und drei Anschieber des Mitteldeutschen Sportclubs (MSC) könnten in der neuen Saison erstmals einen Sachsen-Anhalt-Schlitten stellen. Ihre gemeinsame Fahrt soll sie dann zur WM nach Winterberg führen.

Daniel Hübner

Winterberg ist für einen Leistungssportler eigentlich keine Reise wert. In den vergangenen Jahren konnte man die Wettkampftage, an denen tatsächlich mal die Sonne schien, an einer Hand abzählen. Grundsätzlich ist es dort immer unangenehm kalt, grundsätzlich hängen dort immer graue Wolken über der Bahnanlage, grundsätzlich graupelt und regnet es gar sehr. Nico Semmler fährt dennoch gerne nach Winterberg: „Wir sind da sehr zufrieden mit der Bahn, die schlechten Bedingungen haben wir ja alle, darauf muss man sich einstellen.“ Das konnte er im vergangenen Winter als Junioren-Weltmeister am besten.

Und womöglich darf er sich im kommenden Februar wieder auf das miese Wetter einstellen, wenn im Hochsauerland die Elite-WM ausgetragen wird. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg für den Bobpiloten vom BRC Ilsenburg. Weil die Weltmeister Francesco Friedrich (Vierer) und Johannes Lochner (Zweier) bereits vorqualifiziert sind, müssen sich Semmler und die weiteren Piloten des Bob- und Schlittenverbandes (BSD) um das letzte Ticket streiten. Und diese Piloten haben gestern erstmals überhaupt auf der Anlage im Magdeburger Leichtathletik-Stadion ihren Anschubtest vollzogen. Wie auch ihre Anschieber.

Zu diesen wiederum gehören Christian Ebert, Felix Dahms und Tim Becker vom Mitteldeutschen Sportclub (MSC), die künftig den Semmler-Vierer anschieben wollen. Womit es erstmals einen reinen Sachsen-Anhalt-Bob auf der internationalen Bühne geben könnte. Die drei MSC-Hünen konkurrieren im Kampf um einen Platz auf der Startrampe mit Oliver Peschk und Rupert Schenk vom SC Potsdam. „Wir werden jetzt nach Oberhof gehen, werden mit den Originalgeräten auf Eis schieben und das Team bauen“, blickt Nico Semmler auf die nächsten Wochen vor Beginn der Weltcup-Qualifikation voraus. Diese wird im November abgehalten – in Winterberg und in Altenberg. „Zwei scharfe Wochen“ stehen Semmler und Co. bevor.

Einen scharfen Start erwischte der 26-Jährige auch beim Anschubtest. Er hat in der Konkurrenz der Piloten den zweiten Platz mit 3,988 Sekunden auf 30 Metern belegt – und mit 0,08 Sekunden hinter Sieger Yuri Hanssen. „Mit der Leistung sind wir zufrieden, obwohl es im Training noch ein bisschen schneller ging.“ Jedoch hatte sich Semmler kurz vor dem Test eine Bizeps-Verletzung zugezogen: „Wir haben erst am Dienstag noch mal probiert, ob es geht. Aber der Bizeps ist gut verheilt.“

Wie auch der Meniskus-Anriss und der doppelte Bänderschaden, die Semmler bei der vergangenen WM in St. Moritz erlitten hatte und die ihn bis Mai beschäftigten. Seither ist er aber gut durch die Vorbereitung gekommen, in der er mit Birk Lösche, seinem Trainer vom MSC, den Fokus neu gelegt hat. „Wir haben einige Grundlagen weggelassen, haben die Konzentration vor allem auf den Sprint und die Kraft gelegt“, berichtet Semmler. „Immerhin geht es in unserem Sport um jede Tausendstelsekunde.“ Die bereits bei jedem Start herausgeholt werden will.

Wir haben die Konzentration auf

den Sprint und auf

die Kraft gelegt.

Dass seine Anschieber das können, das haben sie bereits in der Vorbereitung bewiesen, „alle sind neue Bestzeiten geschoben, sie haben ihre Hausaufgaben gemacht“, freut sich Semmler. Und das haben sie auch gestern in Magdeburg nachgewiesen. Ebert belegte auf der Bremsposition den vierten und auf der Seite den 13. Platz, Becker den fünften und neunten, Dahms den siebten und den 14. und der noch teamlose Henrik Bosse vom MSC den achten und den 16. Rang. Außerdem am Start: Claudia Schüßler. Die Magdeburgerin, die zur Crew von Olympiasiegerin Laura Nolte gehört, wurde Sechste auf der Bremsposition.